Dienstag, 29. Juni 2010

D8 - Abschnitt: Ústí nad Labem - Lovosice

Ústí nad Labem. 27.06.2010. Geplant war eine MTB Route durch eine der schönsten Natur- und Kulturlandschaften in Grenznähe. Ab Ústí führt der Elbradweg (wenig asphaltiert) rechtselbig am Ufer entlang. Die Elbe ist hier, durch die Staustufen, randvoll mit Wasser gefüllt und hat den Charakter eines großen Stroms. Eine kleine Fähre setzte dann Räder und Fahrer, bei Malé Žernoseky über die Elbe. Ab hier wird es dann anstrengend. Auf schmalen, steindurchsetzten Wegen geht es bergauf. Die Tour kann auf dem Rückweg durch unzählige Bergziele erweitert werden. Der erste Berg war der Lovoš. Hier gibt es eine Gaststätte zur Einkehr, die der Wirt zur Bewirtschaftung mit dem ARO erreicht. Hauptattraktion ist aber die Rundumsicht vom Dach der Baude. Dachte ich bisher, die Autobahnverbindung ab Ústí n.L. würde erst in Jahren gebaut, so wurde ich hier positiv überrascht. Die Arbeiten sind schon weit fortgeschritten. Die Brücken und der Straßengrund sind schon errichtet. Scheinbar verläuft die Trasse in Elbnähe parallel zur bestehenden Straße. Da dieser fehlende Abschnitt derzeit die Fahrt nach Prag stark verlängert, bin ich natürlich für diese Verbindung. Nach kurzer Rast geht es nun zu einer rasanten und holprigen Abfahrt durch dichten Wald. Die blaue Wegmarkierung führt bald wieder nach oben. Auf dem nächsten Hügel sind die Grundmauern einer Burg erhalten und geben eine hübsche Kulisse. Und wieder folgt eine Abfahrt und die Bremsfinger fangen an weh zu tun.
Plötzlich, nachdem die Autobahn nach urigen Wegen und verwachsenen Pfaden längst vergessen war, tauchte wie eine unüberwindbare Mauer plötzlich eine monströse Brücke über einem malerischen Tal auf. "Die gehört hier sicher nicht hin." Die Widerstände tschechischer Naturschützer gegen dieses Projekt werden auf dieser Fahrt immer verständlicher. Die D8 führt nicht entlang der Elbe, sondern sie durchschneidet durch eine neue Trasse einen relativ geschlossenen, besonders schützenswerten, Landschaftsraum (Naturschutzgebiet). Derartige Talbrücken haben wir natürlich auch bei Dresden. Sie stellen sicher noch den geringsten Eingriff in das Talsystem dar.
Weiter geht es nun aufwärts zum Haupzug des Gebirges. Hier sind die Ausläufer bis Ústí durch kleine Feldparzellen mit trennenden Gebüschstreifen geprägt. Diese ökologisch wertvolle Gestaltung bietet auch ein einmaliges Naturerlebnis. Diesen Abschnitt habe ich in besonderer Erinnerung, da mir diese Gestaltung und Wegführung sonst noch nirgends begegnete. Ein Symbol heiler Welt. Hier war dann auch der letzte Auslößer zur ernsthaften Kritik. Als die nächste Hecke durchfahren war folgte ein jeher Bruch. Scharf durchschnitt hier die mindestens vier spurige Trasse das Feld. Sie trennt nun für alle Zeit was bisher eine Einheit darstellte. Hier denkt man schon an: "Karl den Käfer", als einfachsten Vergleich. Unerwartete Begegnungen dieser Art sind oft am schockierendsten. Die Einbettung dieser Trasse in die Landschaft nimmt ein weiteres Stück Lebensraum und wir werden uns wieder daran gewöhnen. Wohl dem der hier schon vor ein paar Jahren sein durfte.
http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A1lnice_8