Dienstag, 16. März 2010

Zeitreise im Skisport

Bedřichov. 13.03.2010. Von einer Zeitreise kann man bei jeder langen Tour sprechen. Gefühlt ist man nur Minuten unterwegs. Tatsächlich vergehen derweil Stunden obwohl das Ziel noch räumlich fern ist. Nostalgisch war auch das Fehlen von gespurten Loipen und ausgefahrenen Routen. Das sollte die Vorausetzung zum schnellen Fahren der geplanten langen Skitour sein. Schneefall, Nebel und Wind sorgten dafür, dass die Spur nach kurzer Zeit wieder verweht war. Wetterbedingt musste die Strecke verlegt werden und verlief nun meist unterhalb der Kammlinie durch die etwas windgeschützten Wälder. Das Isergebirge sollte mit dem Riesengebirge verknüpft werden. Die Ideallinie schien über Polen zu verlaufen. Sie war an diesem Sonnabend aber nicht zu fahren. Daher musste die Variante entlang der Grenzlinie von Jizerka nach Harrachov gefahren werden. Diesen Weg hatten dann auch schon einige Skifahrer vorgespurt. Daher war die seichte Abfahrt, entlang des windgeschützten, malerischen Isertales, die reinste Entspannung und eine lohnende Ausweichroute. Die volle Wucht des Winters blies dann nach dem Aufstieg zu den baumfreien weißen Wiesen der Elbquelle wieder in das Gesicht.
Die richtige Ausrüstung macht das Wetter zu einem geringen Problem. Daran zu denken beginnt man erst, wenn einem die Vergangenheit begegnet. Ein paar tschechische Nostalgie-Freaks waren gerade diese Tage mit ihrer authentischen Ausrüstung aus Anno 1920 unterwegs. Ihre Militärkleidung bestand zum Großteil aus Baumwolle und musste über Nacht dringend getrocknet werden. Wer einmal erfahren durfte wie sich nasse Baumwolle bei Frost in eine Rüstung verwandelt, kann sich vorstellen wie beschwerlich das Gehen damit ist. Zur Fortbewegung dienten natürlich gut gewachste original Holzski mit Seilzugbindung. Das bedeutet auch, sehr auf den Weg achten zu müssen. Die Ski könnten schließlich bei einem Sturz oder einer Senke mit ungünstigen Radius schnell brechen. Die Spitze kann dann nur noch eine Skihütte zieren. Das Wetter am Sonntag Morgen war so unangenehm, dass viele erst einmal in der Hütte blieben und der Rest kein Kleidungsstück im Rucksack lassen wollte. Also blieben nur noch die besten Wünsche für die Zeitreisenden. Langsam wurde dann alles vom Nebel verschluckt und nur die Stangenmarkierung führte sicher durch das Nichts.