25.02.2011 In diesem Februar blieb der Neuschnee aus, aber die Kälte sorgte für eine wundervoll glasige Eisdecke auf den Teichen. Dies führte auch zu einer von innen kommende Motivation, endlich, den schon seit Jahren vorhandenen Traum vom Eisbaden umzusetzen. Das Erlebnis war anders als erwartet, eher angenehm und gefühlt, die normalste Sache der Welt. Von einem Extrem kann dabei nicht die Rede sein. Es bleibt ein gutes Gefühl ohne den geringsten Anflug einer Belastung für den Kreislauf. Ich war ja baden und nicht schwimmen. Es handelt sich nach meinem Empfinden dabei wirklich um eine therapeutische Methode und absolut nicht um eine sportliche Betätigung.
Das anstrengendste war noch die Vorbereitung. Das Eis war etwa 10 cm dick. Nachdem das Rechteck über der 80 cm tiefen Uferregion ausgeformt war und die Eisbrocken sauber unter das Eis geschoben waren, knackte es mehrmals gewaltig. Etwas Wasser floss auf die Eisfläche und die Luft unter der Eisfläche entwich mit einem beängstigten Blubbern. Die Eisfläche hielt aber Stand.
Einige Informationen zum Baden im kühlen Wasser gibt es ja. Man sollte im Winter nie fröstelnd oder schwitzend ins Wasser gehen, daher musste ich noch etwas laufen und springen bis meine Zehen warm waren. Das ich meine Sachen griffbereit hingelegt hatte war gar nicht so entscheidend, da ich es nach dem Bad nicht eilig hatte, in die Kleidung zu kommen.
In Badeschuhen ging es erstmal zum Bad. Die Luft war -8°C kalt und das Wasser hatte etwa 2 bis 3°C. Als es am Vortag +2°C hatte sah ich die Chance auf ein Eisbad schon verflogen und hatte das Gefühl, die Bedingungen bei Plusgraden sind einfach nicht ideal und gesundheitsfördernd.
Aber der Morgen war ja kalt. Als ich die Badestelle erreicht hatte wollte ich den üblichen Gewohnheiten folgend erstmal den Oberkörper von den Armen her an das Wasser gewöhnen. Hier war ich verblüfft. Selbst nach dem zweiten Wasserschwall zeigte sich keine Reaktion des Körpers. Wenn ich da an die ersten qualvollen Freischwimmversuche im Juni denke, war das schon ungewöhnlich. Als nächstes stieg ich in die Eisöffnung. Auch hier passierte nichts, was mich vom Bad abhalten konnte. Erst stand ich ich im Wasser und dann tauchte ich langsam, bis zum Hals ein. Dies dauert im Sommer einige Zeit. Jetzt im Winter war es kein Problem und ich konnte mich geradewegs wie in einen Sessel, ohne Abwehrreaktion und Überwindung, fallen lassen. Der gesamte Körper reagierte einheitlich auf den Reiz. Als ich dann anfing zu zählen merkte ich schnell, dass ich es wohl bis hundert schaffen könnte. Zum ersten Versuch war das aber nicht meine Absicht und auch der falsche Ansatz. Daher stieg ich wieder in die Badeschuhe. Beim Ausstieg hatte ich nicht das Gefühl, triefend, aus dem Wasser zu steigen. Es war so, als ob sofort alles trocken wäre. Eventuell lag das an der Mütze auf meinem Kopf und das Wasser verschwand in einer Art Gefriertrocknung. Vorher sah ich mich schon mit blauen Lippen aber nun konnte ich mich in aller Ruhe wieder anziehen, als hätte es keine Temperaturen im Frostbereich.
Der Körper hat bei diesen
Bedingungen eine Art Schutzfunktion und dabei empfand ich weder beim Baden ein als Kälte zu bezeichnendes Gefühl und auch an der Luft konnte nicht von Frieren die Rede sein. Daher folgte ich mehr zwanghaft dem üblichen Ablauf und zog mir schnell die Sachen an.
Damit würde ich für unsere Region ein paar Standards zum Eisbaden aufstellen wollen (Dies ist keine Empfehlung und eine derartige Unternehmung erfolgt stets auf eigene Gefahr und birgt natürlich große Risiken aus Folge verantwortungslosen, unüberlegten Handelns. Es sollte immer ein erfahrener Begleiter dabei sein.)
-Lufttemperatur: unter 0°C
-Eisdicke nach langer Kälteperiode: größer 12 cm und zuverlässige Tragfähigkeitsprüfung
-Ort: Uferberreich, von aus dem Sommer bekannten stehender Gewässer (Tiefe vorher mit Sonde messen, 70 cm reichen absolut aus)
-geeignete Sicherungs- und Rettungseinrichtung
-Wetter: windstill, kein Niederschlag
-Ablauf: Nie fröstelnd oder schwitzend baden; aktiv aufwärmen; besser zwei kurze Badegänge als ein langer; Kopf nicht untertauchen und Mütze tragen
-danach sorgen besonders warme Schuhe und ordentliche Handschuhe für folgenfreien Badespaß
-bis zum nächsten Badetag (als Einsteiger) mindestens 3-4 Tage pausieren und die Reaktion des Körpers beachten; nie bei Anzeichen einer Erkältung eisbaden gehen